Wadde hadde:

Zu blöd, um zu verlieren

Grand Prix: Münchner Chancenlos

Grand Prix de la Chancon - das ist ja schon mal schwer auszusprechen. Weshalb der bayerische Mensch vor vielen Jahren der Einfachheit halber sagte: "Da, wo der Siegel mitmacht." War das noch schön, damals, mit Ralph Siegel, dem Münchner Starkomponisten. "Ein bisschen Freude, ein bisschen Frieden" - ein Summen ging durchs Land. Herrlich auch immer wieder diese Spannung, wie wohl die Österreicher stimmen würden. Dabei lernten wir alle ein bisserl Französisch: "Padepoä" - wieder kein Punkt aus Wien.
Vor zwei Jahren dann drückte Guildo Horn dem Schlager-Wettstreit das Siegel auf. Der Bursche (dem man immer ein Haarschmpoo schenken wollte) kaute Nussecken, hatte uns lieb - und wir konnten uns nicht dagegen wehren. Und manch Kritiker, obwohl von Piep-piep-Brechreiz gebeutelt, machte aus der Not eine Tugend: "Mei, was können doch die Deutschen lustig sein." Aufgemerkt: Jetzt wird«s noch lustiger.
Einer der Konkurrenten von Ralph Siegel, der die blinde Corinna May mit "I believe in God" in die Grand-Prix-Vorentscheidung (am Freitag in der ARD, 20.15 Uhr) schickt, ist Stephan Raab. Der "TV total"-Entertainer setzt mit seinem Beitrag auf total blöd. Der Text gefällig? "Wadde hadde dudde da." So was muss einem einfallen! Aber wo, wo nur, Herr Raab, wird einer dermaßen erleuchtet? "Der Song entstand bei einem Speziergang, als ich eine alte Dame traf, die mit ihrem Kläffer sprach: Wadde hadde dudde da. Das war die Inspiration."
Falls es jemand vergessen hat: Er war als "Alf Igel" - da blitzt doch schon wieder dieser totale Raab-schwarze-Witz - der Produzent für Guildo Horns Piep-Nummer.
Fragen wir also mal den Ralph Siegel zu "Wadde hadde". Der Münchner: "Es ist sehr schade, dass Qualität gar nicht mehr zählt. Raab ist ein toller Moderator, aber ob er deswegen den Grand Prix besonders toll meistert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich hoffe sehr, dass bei der Vorentscheidung das gesamte Publikum mitwählt und nicht nur die Party-Handy-Fraktion."
Siegels Appell: "Die Leute sollten sich überlegen, ob sie wirklich so vor Europa vertreten sein wollen." Die Münchner haben aber noch ein Eisen im Feuer: Die Rockröhre Claudia Cane, eine gebürtige Kanadierin. Sie geht mit ihrer Rock-Ballade "Free" ins (aussichtslose?) Rennen. Ihre Fans puschen sie jedenfalls im "Johannis-Café" oder im "Podium". Raabs Handy-Fraktion wiederum powert bei der Vorentscheidung im "Babylon" (Kunstpark Ost).
Und was sagt Raab über Raab: "Deutschland hat einen würdigen Botschafter für Entertainment und Freundschaft verdient, und ich werde nicht irgendein Lied spielen, sondern das beste, das ich je geschrieben habe. Das bin ich dem deutschen Fernsehzuschauer schuldig." "Wadde hadde" - bereits zu kaufen - riecht wieder mal schwer nach Sieg. Deutschland ist wieder mal lustig.

 

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